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11.01.2022 · News

Das Leben als digitaler Nomade

Digital Nomad – Definition:
Ein digitaler Nomade (auch Internet-Nomade, Büronomade, urban-nomad ist ein/e Unternehmer:in oder auch Arbeitnehmer:in, der/die fast ausschliesslich digitale Technologien anwendet, um seine oder ihre Arbeit zu verrichten und zugleich ein eher ortsunabhängiges beziehungsweise multilokales Leben führt.

Unser Frontend-Wizard Marc Wieland war in den letzten Jahren auf Wanderschaft und gibt uns Einblick in seinen Arbeitsalltag, in gute und weniger gute Momente als Nerd on the Road.

Ortsunabhängig oder im Homeoffice zu arbeiten ist etwas, was wir durch Corona wohl oder übel hinnehmen mussten. Einige verbinden es mit dem Gefühl, zu Hause eingesperrt zu sein, andere sind in die Wärme geflohen. Die Tatsache bleibt, das Büro ist in vielen Jobs nicht nötig und fixe Arbeitszeiten schon gar nicht. Bei whatwedo haben wir bereits vor Corona diese Mentalität gepflegt: Arbeite von dort aus, wo du magst und wann du magst. Viele Mitarbeitende wählen trotzdem das Büro. Der wichtige Punkt: Das Büro ist optional.

Für viele ist das ein Traum: Ein digitaler Nomade zu sein, von dort arbeiten zu können, wo man will oder mit dem Laptop am Strand zu liegen. Das sind Impressionen, die wir von sozialen Medien erhalten. Doch nicht alles ist immer so rosig, wie es scheint. Viele von euch haben in den letzten zwei Jahren sicher bemerkt, dass Homeoffice sehr produktiv sein kann oder eben genau das Gegenteil. So viele Ablenkungen und Möglichkeiten, anderes zu tun sind zum Greifen nah.

Motivation und Vorbereitung

Schon von klein auf bin ich mit meiner Familie im Wohnwagen in Europa herumgereist. Kein Wunder also, bin ich dann auch nach meiner Ausbildung viel gereist. Zuerst tat ich dies so oft wie möglich während meinen Ferien oder über verlängerte Wochenenden. Irgendwann wollte ich dann Arbeit und Reisen verbinden. So ging ich auf die Suche nach einem Arbeitgeber, bei welchem dies möglich ist und der mir als Webentwickler spannende Projekte zum Umsetzen anbieten kann. Fündig wurde ich bei whatwedo in Bern. Seit ich 2018 bei whatwedo mit Arbeiten begonnen habe, bin ich die meiste Zeit unterwegs. Zuerst waren es nur kurze Trips durch Europa, zwei bis vier Wochen, meistens mit der Bahn. Später dann habe ich meine Wohnung aufgegeben und bin zu einem richtigen Nomaden geworden.

Meine grösste Sorge zu Beginn war: Kann ich produktiv weiter arbeiten, so wie ich das vom Arbeiten im Büro gewohnt bin? Kann ich meine Deadlines einhalten? Macht mir Reisen Spass? Falls ich einer dieser Punkte mit «Nein» beantworten müsste, würde ich mein Abenteuer abbrechen, das habe ich mir als Richtlinie gesetzt.

Ein «normaler» Arbeitstag

Eines ist klar: Einen 9-to-5-Job wollte ich nie, ebenso wenig wie einen geordneten Arbeitsalltag.

Routine hilft bei Motivationsproblemen sehr. Deswegen ist es wichtig, dass man sich gewisse Gewohnheiten und Abläufe aneignet, besonders wenn man sich gerade nicht produktiv fühlt. Auch sind ein gutes Umfeld und ähnlich gesinnte Menschen sehr hilfreich, um gewisse Strukturen in den Alltag zu bringen.

Mein Reisestil während den Ferien oder aber während der Arbeit ist sehr unterschiedlich. In meinen Ferien übernachte ich sehr einfach in Hostels, da ich fast täglich an einem neuen Ort bin. Für das Arbeiten buche ich meistens eine komplette Wohnung und bleibe dann für mindestens eine Woche dort. In einem Hotelzimmer eingesperrt zu sein ist für mich keine Option. Zudem brauche in meine Ruhe, um fokussiert arbeiten zu können. Vom (Hotel-)Bett aus ist das für mich nicht möglich.

Ein normaler Arbeitstag in einem Co-Living kann so aussehen:

09:00 Aufstehen und Frühstück

10:00 Start Arbeit (evtl. kurze Synchronisation mit dem Team)

13:00 Mittagspause (evtl. Imbiss mit Mitbewohnern)

14:00 Arbeit

18:00 Feierabend und Freizeit

20:00 Abendessen

22:00 Arbeit

24:00 Bettzeit

Ein Arbeitstag in Bali kann aber zum Beispiel auch so aussehen:

09:00 Aufstehen und Brunch im Café

10:00 Start Arbeit

15:00 Freizeit (Surfen oder sonstige Aktivitäten)

20:00 Abendessen

21:00 Arbeit

01:00 Bettzeit

In meiner Freizeit setzte ich den Fokus auf das Ausüben meiner Hobbys, auf sportlichen Aktivitäten oder auf das Erkunden von neuen Orten in der Umgebung.

Unterkunft

Grundsätzlich gibt es für mich drei Unterkunftsmöglichkeiten:

Co-Living

Eine der beliebtesten Unterkunftsart für digitale Nomaden sind die sogenannte Co-Livings. Das ist ein Konzept, bei welchem verschiedene Nomaden in einer organisierten Unterkunft wohnen. Diese Angebote umfassen meistens ein Zimmer oder Studio mit wöchentlicher Reinigung, einen Gemeinschaftswohnraum und eine Küche. Zusätzlich ist ein Co-Working Space inbegriffen, in welchem gearbeitet werden kann. Aber das Top-Verkaufsargument ist die Community. In solchen Unterkünften wohnen gleichgesinnte Leute. Über Tag ist es ruhig und es wird konzentriert gearbeitet, am Abend wird gemeinsam etwas unternommen oder der Gastgeber organisiert Aktivitäten. Das führt zu einem sehr schönen Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit.

Hostels sind für mich zum Arbeiten keine Option aus dem einfachen Grund, weil die Zielgruppe komplett unterschiedlich ist. Diese Leute wollen meistens Party machen und dies auch während der Arbeitswoche.

Geteilte Villa

Co-Livings sind das absolute Sorglos-Paket. Jedoch sind solche Angebote nicht ganz günstig. Alternativ gibt es diverse Gruppen im Internet, in welchen Leute gefunden werden können, die sich gerade am gleichen Ort aufhalten. So kann gemeinsam zum Beispiel ein grösseres Haus oder sogar eine Villa gemietet werden. Für mögliche, gemeinsame Unternehmungen muss man sich jedoch um vieles selber kümmern.

Komplette Wohnung alleine

Manchmal braucht man einfach Ruhe vom ganzen Herumreisen und Treffen von Leuten. Dann bevorzuge ich es, mir eine eigene Wohnung zu mieten. Je nach Lage erfasst mich dann aber schnell die Einsamkeit, denn es ist so schwieriger, soziale Kontakte zu knüpfen. Trotzdem sind Airbnbs eine meiner meistgenutzten Unterkünfte.

Gepäck

Meine Packliste habe ich speziell zu Beginn stetig weiterentwickelt, aus diversen Erfahrungen gelernt und und auch vieles ausgetestet. Je minimalistischer gepackt wird, desto einfacher ist das Reisen. Da ich aber auch ein begeisterter Fotograf bin, ist eine Reise ohne Kameraausrüstung für mich undenkbar. So musste ich eine gute Balance zwischen Gewicht und dem Nötigsten zum Leben finden. Eines war für mich von Anfang an klar: Ich reise immer mit einem Rucksack. Einen Reisekoffer ist keine Option, da ich ab und zu doch grössere Distanzen zu Fuss laufe.

Egal ob man drei Wochen, zwei Monate oder ein Jahr unterwegs ist, die Menge an Gepäck bleibt gleich. So möchte ich euch einmal aufzeigen, was ich so dabei habe:

  • 5 Unterhosen
  • 6 Paare Socken
  • 4 T-Shirts
  • 1 Pullover + 1 dünner Pullover
  • 1 Hosen + 1 Trainerhose
  • Fotokamera
  • Stativ
  • Laptop + iPad (2. Monitor)
  • Harddisk
  • Kopfhörer
  • Hygieneartikel
  • Badehosen + Badetuch
  • Stromadapter und diverse Ladekabel
  • Geld und offizielle Dokumente
  • kleiner Tagesrucksack

Infrastruktur

Das Leben als Nomade ist selten geregelt und man muss sich immer an die verschiedenen Umstände und Gegebenheiten anpassen. Während eine stabile Internetverbindung im Büro so gut wie nie ein Problem darstellt, ist dieser Punkt für den digitalen Nomaden einer der wesentlichsten. Läuft das Internet in einem Ort sehr unzuverlässig, hat das zur Folge, dass die Arbeit dadurch beeinträchtigt wird.

An einem Aufenthaltsort angekommen muss man sich immer aufs Neue einleben. Wo ist der nächste Supermarkt, wo finde ich ein gutes Restaurant? Wie kann ich mich fortbewegen, wo kann ich arbeiten, wo kann ich jemanden treffen? Solche Fragen stellt man sich natürlich und das Herausfinden ist mit ziemlichem Aufwand verbunden. Während andere in einem normalen Umfeld ihren Hobbys nachgehen, sind diese Zeitaufwände für einen digitalen Nomaden beim immer wiederkehrenden Eingewöhnen belastend.

So habe ich immer wieder Mühe, eine Antwort zu finden, wenn mich Leute fragen: «Was ist denn dein Hobby?». Denn das Reisen nimmt für mich so viel Zeit in Anspruch, dass mir eigentlich fast keine Freizeit für anderes bleibt. Natürlich kommt es darauf an, wie häufig ich weiterreise. Aber für das Fotografieren, mein grösstes Hobby, bleibt meistens nur sehr bedingt Zeit.

Gute Erlebnisse

Die absolut besten Erlebnisse sind jene mit Menschen, welche man beim Reisen trifft. So entstehen zum Teil enge Freundschaften und man reist in der Zukunft gerne ein weiteres Mal zusammen. Dank meinem jahrelangem Herumreisen besitze ich heute ein grosses Netzwerk mit Bekannten in fast jeder Ecke der Welt.

Ich versuche, immer so viele «Locals» wie möglich zu treffen. Dadurch habe ich einen direkten Einblick ins Leben der einheimischen Menschen. Solche Erlebnisse sind für mich unschätzbar wertvoll und wichtig. Manchmal ist es jemand, der sich nach der Arbeit mit mir trifft und mir Orte abseits des Tourismus zeigt. Oder wir essen am Abend ganz einfach zusammen und ich vernehme dabei etwas über den Alltag im jeweiligen Land.

Die Realität

Durch Corona ist Reisen mühsam wie nie zuvor geworden und ich stelle zum Teil meine Entscheidungen in Frage. Tests und Einreisebeschränkungen, die sich täglich ändern können (und es auch zum Teil tun) sowie einen grossen Mehraufwand bei der Vorbereitung erschweren meinen Alltag. Aber eines bleibt: meine Lust, Neues zu entdecken! Die aktuelle Situation hat mich dazu gebracht, viel weniger häufig zu reisen und mich dafür irgendwo für ein bis mehrere Monate niederzulassen. Dies hat auch einen grossen Vorteil, denn so kann ich gewisse Routinen und soziale Kontakte besser pflegen.

Die Realität ist aber auch, dass sich die Welt nicht nur um mich dreht und niemand auf mich wartet. So kommt es auch oft vor, dass ich alleine in der Wohnung sitze und mich in meine Arbeit vertiefe, weil sonst nichts anderes läuft. Vielleicht wäre das mit Planung wettzumachen. Da ich aber immer sehr spontan unterwegs bin, ist das der Kompromiss, den ich so annehmen muss. Soziale Kontakte, die man aufbaut, halten meistens nur für wenige Tage oder Wochen. Einerseits ist das spannend, wird aber auf Dauer anstrengend und der Abschied ist immer wieder traurig.

Zukunft

Meine Reisebegeisterung und meine Neugier, neue Orte und andere Kulturen zu entdecken ist nach wie vor da. Sollte das eines Tages nicht mehr der Fall sein, wird das Reisen für mich auch keinen Sinn mehr machen. Es würde dann Zeit für mich, zurück in die Schweiz zu kommen und wieder ein stabiles Leben aufzubauen. Im Moment aber ist das nicht der Fall und ich werde weiterhin als digitaler Nomade in der Weltgeschichte herumreisen.

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